
Die Äolischen Inseln benannt nach dem Windgott Äolus aus der griechischen Mythologie, liegen nördlich von Sizilien und westlich von Kalabrien im Tyrrhenischen Meer. Sie sind vulkanischen Ursprungs und beherbergen gleich 2 aktive Vulkane: Die Fossa auf Vulcano und den Stromboli auf der gleichnamigen Insel. Auf beiden Inseln ist der Vulkanismus allgegenwärtig und hautnah zu erleben.
Alle Inseln haben ihren eigenen landschaftlichen Charakter und überraschen mit grandiosen Aussichtspunkten und Panoramen.
Wir besuchten die Inseln Lipari, Salina, Vulcano und Stromboli zwischen dem 30.4.2023 und dem 14.5.2023. Wir landeten bei bedecktem Himmel und etwas Regen in Catania. Anschließend fuhren wir mit dem Bus nach Milazzo. Von dort gehen die Schiffe auf die Inseln. Die späte Ankunft in Milazzo bedingte dort eine erste Übernachtung. Am nächsten Tag ging es aber dann, leider immer noch bei bedecktem Himmel und gelegentlichen Regentropfen, mit der Fähre nach Lipari.
Lipari:
Dem Wetter geschuldet verbrachten wir den Ankunftstag sowie auch den Folgenden, es regnete in Strömen, im absolut sehenswerten Archäologischen Museum auf der Akropolis in Lipari. Die Liparischen Inseln sind seit 5000 v. Chr. besiedelt und so kann man dort staunend einen Ausflug durch die Jahrtausende erleben. Am dritten Tag ließ dann der Regen nach. Leider hatte ich mir einen grippalen Infekt mit Fieber zugezogen, so dass wir, anstatt zu wandern lieber einen fahrbaren Untersatz, eine Art Buggy mieteten. Wir erkundeten die Höhepunkte über die 23 km lange Inselrunde also mit dem Auto. In der Mitte von Lipari befinden sich zwei inaktive Stratovulkane. Höhepunkte der Insel sind die zahlreichen Panoramen auf die Nachbarinseln, der Blütenreichtum, die Bimstein- und Kaolin-Mine mit ihrem bunten Gestein, sowie ein Obsidianstrom den wir leider außer ein paar Brocken nicht gefunden haben. Obsidian war das größte Handelsgut der Insel und bescherte den Liparoten erheblichen Reichtum. Obsidian ist, wenn man so will, natürliches Glas und entsteht, wenn sehr flüssige Lava schnell erkaltet. Auch ein paar Stunden am Strand haben wir uns gegönnt. Das Wasser war saukalt!
Salina:
Salina präsentiert sich im grünen Gewand und üppiger Vegetation. Bei der Fahrt von Santa Marina Salina nach Pollara hatte ich manchmal den Eindruck auf einer Pirateninsel durch den Dschungel zu fahren. Pollara erreicht man dann bergab über eine tolle, kurvenreiche Panoramastraße mit Blick auf die Insel Filicudi. In Pollara wurde der Film Il Postino mit Massimo Troisi gedreht, der den Erfolg des Films leider nicht mehr genießen durfte, da er direkt nach den Filmaufnahmen an einem Herzinfarkt verstarb. Sehenswert sind die Bootshäuser in der romantischen Felsenbucht unterhalb des Ortes, die man über ungefähr 140 Stufen hinunter zum Wasser erreicht. Wie Garagen anmutend wurden die Bootshäuser in die Felswände gehauen und gemauert. Ob die Fischerboote heute noch über die Rutschen ins Wasser gelassen werden, war nicht zu erkennen. Oben auf der Klippe, steht ein umgebautes Fahrrad, das als Lastenaufzug dient und an einem Seil einen Korb zur Bucht hinablassen und wieder nach oben ziehen kann. Der gute Zustand des „Lastenaufzugs“ lässt vermuten, dass dieser heute noch in Betrieb ist. Wenn nicht für den Fischfang, so doch für den Picknikkorb. Neben dem Platz vor der Kirche steht ein kleiner Imbisswagen „L’Oasi“ bei dem es allerlei kleine leckere Gerichte gibt. Der dazugehörige Garten wurde sehr geschmackvoll in 3 Terrassen mit mehr oder weniger Sonne angelegt. Jeden Tag um 18:00 Uhr wird der Film „Il Postino“ gezeigt. Beim Gespräch mit der Besitzerin war ich über das außergewöhnlich gute Englisch hier im südlichen Italien erstaunt. Als ich die junge Frau darauf ansprach, stellte sich heraus, dass sie Ukrainerin ist, in London studierte und seit 8 Jahren auf Salina verheiratet ist. Natürlich kam das Gespräch auch auf den brutalen Krieg in ihrer Heimat. Sie war drei Tage zuvor noch in der Nähe von Bachmut um ihre Eltern zu holen. Sie erzählte sehr ergreifend über den Krieg und wie die Menschen ohne Perspektive im Hier und Jetzt leben müssen. Nachdenklich haben wir uns verabschiedet. Sie bedankte sich noch dafür, dass wir ihr zugehört hatten.
Vulcano:
Der Grande Cratera der Fossa hatte seinen letzten großen Ausbruch von 1888 – 1890 wobei Teile der nahen Ortschaft zerstört wurden. Seither entlässt er aus seinen Fumarolen nur noch heiße, giftige Schwefelwasserstoffgase. Bei der Ankunft im Hafen von Vulcano bemerkten wir bereits den Schwefelgestank, den Geruch von faulen Eiern, der aber nicht vom Vulkan selbst stammte. Die Gase entweichen dem sogenannten „Toten Feld“, den Felsspalten und Felslöchern der Umgebung und dem nahegelegenen Thermalbad, welches aktuell geschlossen ist. Spannend zu sehen ist auch das Blubbern der Gasblasen im Meer, direkt im Flachwasser vor dem schwarzen Strand, was an die Bilder der sabotierten Pipeline „Nord Stream 2“ erinnerte. Vulkanismus pur! Der Vulkan wurde aufgrund stark erhöhtem Gasaustritt und hohen Temperaturen am 1.10.2021 mit Gefahrenstufe gelb für die Besteigung geschlossen und einige Familien evakuiert. Erst am 17.4.2023 wurde die Sperrung wieder aufgehoben. Da hatten wir Glück und so durften wir den wenig anstrengenden Aufstieg zur Fossa unternehmen. Es ist schon ein faszinierender Blick in den Krater hinein sowie auf das gelbe, dampfende Fumarolenfeld, welches nicht betreten werden darf. Die Gase sind dort bis 400 Grad heiß und giftig. Auch ein Abstieg in den Trichter ist verboten. Die hohen Gaskonzentrationen im Fumarolenfeld oder im Krater sind lebensgefährlich. Der Blick auf die umliegenden Inseln Lipari, Salina, Panarea und Stromboli ist grandios.
Stromboli:
Der Stromboli dominiert mit 924 m Höhe die Insel und überragt die Fossa auf Vulcano somit um ungefähr 500 m. Vom Meeresboden aus gemessen ist der Vulkan allerdings gut 3000 m hoch und somit nur um knapp 500 m niedriger als der Ätna auf Sizilien. Der Stromboli liefert! Er liefert seit 2300 Jahren verlässlich ein gigantisches Naturschauspiel. Ok, ab und zu gönnt er sich eine kleinere Feuerpause von ein paar Monaten. Ansonsten schießt er begleitet von Donnerschlägen in Zeitabständen von einer Minute bis zu Stunden Asche, Feuer und glühendes Gestein in den Himmel. Auf der Sciara del Fuoco seiner Nordwestflanke fließt bei größeren Eruptionen die Lava hinab ins Meer und der glühende Auswurf kann dort bisweilen wunderbar beobachtet werden. Obwohl dieses feurige Spektakel von tausenden Besuchern jedes Jahr scheinbar gefahrlos beobachtet wird, handelt es sich hier um einen echten Vulkan, bei dem es immer wieder ohne Vorwarnung auch zu größeren Ausbrüchen kommen kann, wobei Lava austritt und Gesteinsbrocken auch bis in bewohntes Gebiet fliegen. Eine Besteigung des Strombolis ist trotz Überwachung definitiv ein Risiko. So ereignete sich am 3. Juli 2019 die größte Eruption der letzten Jahrzehnte. Dabei wurde die Vulkanasche bis in 9000 m Höhe befördert und ein pyroklastischer Strom raste hinunter ins Meer. Ein Mensch ist auf einem Wanderweg von einem Gesteinsbrocken erschlagen worden. Seither ist der Vulkan für die Besteigung gesperrt. Vor dem Ereignis konnte man bis auf den Gipfel des Strombolis aufsteigen und die Krater in einem Abstand von wenigen 100 m beobachten. Derzeit darf der Vulkan nur noch bis auf eine Höhe von 400 Metern (Quota 400) in Begleitung eines Bergführers erklommen werden. Ohne Bergführer kann man bis zur Quota 290 aufsteigen. Selbst von dort aus erlebten wir in den Abendstunden in kurzen Abständen ein atemberaubendes Schauspiel. Wir hatten dort eine sehr gute Sicht zu den Kratern und auf die Feuerrutsche. Fotografen und Reisegruppen versammeln sich dort für die Show. Zur Hauptreisezeit kann es dort allerdings schon recht eng werden und ist dann weniger zu empfehlen. Für bequeme Zeitgenossen ist das Osservatorio auf 100 m Höhe der richtige Platz. Osservatorio meint im Italienischen einen Aussichtspunkt. Dort steht eine Pizzeria, in deren Garten man bei Pasta und Wein das Schauspiel sehr gut und angenehm genießen kann. Bei einer Reise zu den Äolischen Inseln sollte man Stromboli allerdings nicht an das Ende der Reise setzen. Da die Anlegestelle der Schiffe ungeschützt liegt, wird bei stürmischem Wetter der Schiffsverkehr eingestellt. Dann kann es passieren, dass man die Insel für zwei bis drei Tage nicht verlassen kann und seinen Flug nachhause verpasst.
Regen und grippaler Infekt haben unseren Reiseplan leider gehörig durcheinandergewürfelt, so hatten wir für Salina zu wenig Zeit und konnten Filicudi leider gar nicht mehr besuchen. Da wir den Stromboli zum Schluss unseres Aufenthalts besuchten, mussten wir aus den erwähnten Sicherheitsgründen die Insel bereits drei Tage vor unserem Rückflug verlassen.
Wieder in Milazzo zurück mieteten wir uns einen Leihwagen und fuhren in den Südwesten Siziliens nach Agrigent. Dort begeisterten uns das Tal der Tempel sowie die „Türkische Treppe“, eine weiße Mergelklippe, die in gigantischen Stufen ins Meer abfällt.
Leider gibt es aber auch etwas sehr Negatives zu berichten. Bei unserer Fahrt durch die so wunderbare Landschaft Siziliens begleiteten uns entlang den Straßen überall verwehte Müllberge. An machen Straßen im Hinterland konnte man den Eindruck bekommen man führe durch eine Mülldeponie. Wir kennen die Gründe nicht und wollen auch niemanden vorverurteilen, aber der Zustand hat zumindest mich zutiefst abgestoßen.